Sauerei im Ei – Dioxinfunde in Lebensmitteln

Da ist er!Der erste Lebensmittelskandal in diesem Jahr: Dioxinfunde in Tierfutter und Lebensmitteln. Der Aufschrei in den Medien und bei besorgten Bürgen ist groß, denn Dioxin ist giftig und kann in entsprechenden Mengen schwere gesundheitliche Schäden bis hin zum Tod auslösen.

Der Verursacher des Skandals ist bereits gefunden:
Pflanzliches Futterfett, das ein Mischfutter-Hersteller in Uetersen, Schleswig-Holstein, produzierte, war mit Dioxin verunreinigt und wurde deutschlandweit verkauft. Futtermittelhändler und Tiermastbetriebe bezogen Futtermittel mit den verunreinigten Fetten der Schleswig-Holsteiner. Über das Tierfutter gelangte das Dioxin in die Lebensmittelkette und verdirbt uns Verbrauchern zur Zeit den Appetit aufs Frühstücksei, auf die Hühnersuppe und auch aufs Schweinefleisch.
Grillhähnchen verkaufen sich momentan nur schlecht, Bio-Eier – da grad nicht betroffen – um so besser.

Die Verbraucher ekeln sich und Landwirte bekommen Existenzprobleme – Schuld daran sei die „Geiz-ist-Geil-Mentalität“, so lauten viele Kommentare in Zeitungen und Leserbriefen. Foodwatch dagegen findet, dass niemand einfach nur die Verbraucher, die billigste Lebensmittel wollen, verantwortlich machen kann. Das Problem liege viel eher bei zu laschen Regeln für die Futtermittelproduktion und fehlenden Kontrollverpflichtungen der Hersteller. Strengere Gesetze müssten her. Andere meinen, alles Panikmache – die momentan gemessenen Dioxin-Konzentrationen seien zwar erhöht und die belasteten Lebensmittel seien nicht verkehrsfähig, würden aber niemanden direkt krank machen, so z.B. das BfR (Bundesinstitut für Risikoforschung) in seiner Pressemeldung.

Wie man es dreht und wendet, es wird nicht einfacher. Eher noch komplizierter: Da ist eine Firma, die geschlampt hat (ob mit Absicht oder ohne), da sind Leute, die um jeden Preis Geld sparen wollen, da fehlen Kontrollen, es gibt Gesetzeslücken, es gibt bestimmte Verbrauchererwartungen, es gibt andere Skandale, die diesen mitverursacht haben*, es gibt falsche Reaktionen auf eigentlich richtige Lösungen….. Ein Circulus Virtiosus fängt an, sich zu drehen…und dreht… und dreht…

Futtermittel und Lebensmittel, ob billig oder nicht, sollten sicher sein. Hysterien und Panikmache sind dabei nicht hilfreich.

So viel steht fest.

(*Für die Futtermittelherstellung braucht man Fette. Vor dem BSE-Skandal nutzte man Schlachttier-Fette, die jetzt meist verbrannt werden. Die benötigten Fette muss man jetzt woanders herholen, z.B. aus pflanzlichen Quellen. Dieses kostet Geld. Industriefette sind billiger, also kommt jemand auf die Idee, diese zu nutzen und denkt nicht an Vorsichtsmaßnahmen.)

2 Gedanken zu „Sauerei im Ei – Dioxinfunde in Lebensmitteln

  1. R.

    Es wäre ein Trugschluss zu glauben, dass ein höherer Preis für Lebensmittel gleichzeitig auch eine Qualitätsverbesserung der Produkte zur Folge hätte. Sicherlich hat Qualität seinen Preis. Fraglich ist aber, ob die zusätzlichen Einnahmen in eine Qualitätsverbesserung fließen würden. Und vor kriminellen Machenschaften schützt ein höherer Preis den Verbraucher ebenfalls nicht. Vielleicht wird der Verbraucher sogar noch schutzbedürftiger, denn dort, wo viel verdient wird, lohnt sich halt auch kriminelles Handeln. Letztlich hilft nur ein effektives Netzwerk von Lebensmittelkontrollen öffentlicher Stellen. Für diesen Schutz wird der Gesellschaft zukünftig sicherlich mehr an finanzieller Belastung tragen müssen, denn Kontrollen kosten Geld. Zudem sollte der Verbraucher eine gewisse Skepsis gegenüber allen Lebensmittelproduzenten und -anbietern walten lassen. Dies sollte auch für Bioprodukte gelten, denn auch dort wird getrickst und betrogen. So wurden jüngst Eier aus Kleingruppenhaltung als Bioeier deklariert und verkauft.

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    1. futterblog Beitragsautor

      Hallo R.,

      vor schwarzen Schafen ist man niemals sicher, da stimme ich Dir zu. Aber auch billige Lebensmittel sollten sicher sein – nur weil etwas billig ist, heisst es ja nicht, dass es mehr „Müll“ enthalten und/oder weniger kontrolliert sein darf (Obwohl es oftmals so ist). Nur Kontrollen öffentlicher Stellen sind an sich so eine Sache. Sie sind ja nur Stichproben und Momentaufnahmen, ausserdem kommen die Ämter personell und zeitlich gar nicht hinterher. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Kontrollen wirklich immer alle unangekündigt sind. Ausserdem glaube ich auch nicht, dass unsere Oberen in nährerer Zukunft mehr Geld in die Lebensmittelkontrollen investieren werden, dazu haben wir zuviele andere Baustellen: marodes Schulsystem, unterbesetzte Jugendämter etc. pp.
      Wobei die Verbesserung der Ausbildung schon mal ein Anfang wäre: Wüssten unsere Kinder mehr über Lebensmittel, deren Herkunft und Zubereitung, hätten sie mehr Kompetenz, das später auch im Alltag anzuwenden und auf Qualität zu achten.
      Gruss Naschbaer

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