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Welt-Fischbrötchentag – (k)ein Freibrief für hemmungslosen Fischkonsum?


Quelle: www.lebensmittelfotos.com

Heute ist der erste Welt-Fischbrötchentag, ausgerufen vom Ostsee-Holstein-Tourismus e.V. in Zusammenarbeit mit zahlreichen Fischverkäufern. In erster Linie soll dies dem Tourismus an den schleswig-holsteinischen Küsten dienen. Der ursprüngliche Sinn eines Welttages ist jedoch, sich Gedanken über aktuelle Weltprobleme zu machen. Und die sind beim Fischbrötchen dringend notwendig.
Die Fisch- oder Krabbenvariationen mit Zwiebeln, Salatblatt und Remoulade zwischen zwei Brötchenhälften sind lecker und beliebt bei Küstenbewohnern und Urlaubern. Liebevoll nennen sie in Ostholstein das Fischbrötchen „Ostseeburger“. Bald aber schon kann es vorbei sein mit der norddeutschen Spezialität.

Keine ausreichenden Fischkapazitäten mehr

2009 wurden circa 115 Millionen Tonnen Meeresfrüchte weltweit gefangen (laut FAO). In Deutschland lag der Pro-Kopf-Verbrauch 2009 bei ungefähr 15,7 Kilogramm (Quelle: Fisch-Informationszentrum).

1,28 Millionen Tonnen Fisch und Fischereierzeugnisse wurden im Jahr 2009 in der Bundesrepublik Deutschland gegessen; das sind 15,7 kg (Fanggewicht) pro Einwohner. In Deutschland gab es eine klare Vorliebe für Fische aus dem Meer. Alaska-Seelachs (20,1 %), Hering (18,6 %), Lachs (12,8 %), Thunfisch (9,6 %) und Pangasius (6,5 %) waren die am meisten konsumierten Fische. Diese fünf Fischarten deckten rund zwei Drittel des Fischverbrauches in Deutschland ab. (Quelle:Fisch-Informationszentrum, www.fischinfo.de)

Ernährungsgesellschaften wie die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfehlen zurzeit noch 1-2 (See-)Fischmahlzeiten pro Woche. Die heutigen Fischkapazitäten der Weltmeere reichen jedoch laut der Organisation Fair Fish rechnerisch höchstens nur noch für 1-2 Fischmahlzeiten im Monat.

Schuld daran sind profitgelenkte gedankenlose Überfischung, die Nutzung von meeresbodenzerstörenden Schleppnetzen und auch Umweltverschmutzung.
Sorgloser Fischbrötchen-Konsum ist so leider nicht mehr möglich. Fisch Aquakulturen sind ein möglicher Lösungsansatz, aber leider nicht problemlos, bedenkt man die Folgen dieser Massentierhaltung mit vielfachem Antibiotika- und Hormoneinsatz, Platzproblemen, Parasitenbefall, erbarmungslose Jagd auf Fressfeinde etc.

Auch aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist das übel, denn Fisch hat durchaus ernährungsphysiologische Vorteile: Er liefert die wertvollen Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure), Jod sowie leicht verdauliches Eiweiß. Sollten wir also bald keinen Fisch mehr bekommen können, würde uns eine wichtige Nahrungsquelle fehlen. Deswegen halte ich es für wichtig, darüber nachzudenken, wie wir unseren Fischkonsum so gestalten können, dass wir entweder mit Bedacht und Sicht auf spätere Generationen die Fischbestände erhalten oder sogar Alternativen zum Fischverzehr entwickeln.

Das nachhaltige Fischbrötchen

Wenn es denn ein Fischbrötchen sein soll, dann achtet darauf, dass die Fischsorte nicht eine von denjenigen ist, die als überfischt und damit gefährdet gelten. Bisher unbedenkliche Fischsorten sind z.B. Hering oder Makrele . Dorsch oder Tunfisch gelten dagegen als gefährdet und sollten nicht mehr verzehrt werden. Zudem kommt es darauf an, aus welchem Fanggebiet der Fisch stammt. Wenn Ihr die Möglichkeit habt, achtet auf Fisch aus Bio-Zucht oder nachhaltigem Fischfang. Greenpeace und der WWF bieten dazu Fischratgeber als Einkaufshilfe an. Für Smartphones und das iPhone gibt es zudem Apps.
Qualitäts-Siegel wie das „Marine Stewardship Council“ sind eine weitere Orientierungshilfe – wenn Ihr denn Euer Fischbrötchen zuhause selbst zubereiten wollt. Fischbrötchen von der Bude haben in der Regel kein Siegel auf der Brötchenhälfte kleben, da hilft Euch dann nur eines: Nachfragen beim Fischhändler.

Was wir machen können…
… damit aus dem Weltfischbrötchentag nicht demnächst ein Welt-Fischbrötchen-Gedenktag wird:

  • Weniger Fisch essen
  • Gefährdete Fischarten meiden – Einkaufshilfen und Fischratgeber findet Ihr z.B. beim WWF oder bei Greenpeace
  • keinen Fisch aus konventioneller Aquakultur essen!
  • Auch Fisch aus Bio-Aquakulturen ist nicht immer besser, denn auch hier können Leiden für die Fische und für Fressfeinde keinesfalls ausgeschlossen werden –  hier solltet Ihr sicherheitshalber nach den Zuchtbedingungen fragen.
  • Sog. Friedfische wie z.B. Karpfen essen, da hier zumindest kein Fischmehl verwendet wird und die Haltungs-Bedingungen etwas besser sind.
  • Omega-3-Fettsäuren könnt ihr über Rapsöl, Leinöl, Walnüsse oder gemahlene Leinsamen  aufnehmen, die hier enthaltene Omega-3-Fettsäure ALA (Alpha-Linolensäure) wird in die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA im Körper umgewandelt, leider nicht in dem Maße, wie wir sie über (See-)Fisch erhalten würden, aber immerhin etwas
  • Algen probieren, möglicherweise sind sie die „Fische“ der Zukunft
  • Und natürlich: Vegetarier werden 😉

 

Weiterführende Informationen zu Fisch und Fischfang findet Ihr unter anderem hier:

Fisch-Informationszentrale e.V. – www.fischinfo.de

Fischratgeber von Greenpeace  – www.greenpeace.de

Fischratgeber vom WWF – www.wwf.de

Is(s) Fisch gut? – www.fair-fish.ch

Verbraucherzentrale Bremen – www.verbraucherzentrale-bremen.de

Albert Schweitzer Stiftung – Was spricht gegen Fisch? – www.albert-schweitzer-stiftung.de

Warum essen Christen Freitags Fisch? – www.lebensmittelfotos.com