Im Selbsttest: Glutenfreie Ernährung

Seit Januar mache ich einen Selbstversuch. Selbstversuche sind eine spannende Sache. Früher waren Selbstversuche ein fester Bestandteil der Forschung. Wissenschaftler probierten neue Substanzen oder Forschungsmethoden zunächst an sich selbst aus, da es meist keine andere Möglichkeit gab, an brauchbare Ergebnisse zu kommen. Oft erlitten sie dabei neben wichtigen Erkenntnissen auch gesundheitliche Schäden. Selbstversuche heutzutage sind oft nicht mehr so riskant: man möchte sich einfach selbst ein Bild von einer Methode machen, verstehen, wie eine bestimmte Technik abläuft, oder einfach neue Erkenntnisse sammeln, wie z.B. beim Nachahmen von Steinzeitsiedlungen in Museen.

Mein Selbstversuch ist folgender: Einen Monat lang werde ich mich glutenfrei ernähren. Dies jedoch nicht, weil ich aus gesundheitlichen Gründen eine glutenfreie Ernährungsweise einhalten muss, sondern, um Erfahrungen für die Beratung und ein neues Projekt zu sammeln. Ich könnte es mir natürlich einfach machen und in der Beratung sagen: „Sie müssen nur glutenhaltige Lebensmittel weglassen und das essen, was Ihnen gut tut“. Schließlich gibt es reichlich Ratgeber zum Thema Zöliakie bzw. Sprue und glutenfreier Ernährung im Handel. Einiger meiner Kolleginnen und Kollegen behaupten, dass es heutzutage mit den ganzen glutenfreien Produkten, die es im Handel gibt, einfach wäre, sich glutenfrei zu ernähren. Doch was nützt alle Theorie, wenn man sie nicht anwendet und erprobt….

In den nächsten Tagen und Wochen werde ich Euch deshalb ausführlicher über das Thema Zöliakie und meinen Selbstversuch berichten.

Zunächst ein kleiner Überblick über Gluten, glutenfreie Ernährung und wer wann so eine Ernährungsform einhalten sollte:

Was ist Gluten?
Gluten ist ein (Kleber)Eiweiß, dass in folgenden Getreidesorten vorkommt: Weizen, Gerste, Roggen, Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen), Hafer und Dinkel. Grünkern ist halbreif geernter Dinkel und ist daher ebenfalls glutenhaltig. Produkte mit den genannten Getreiden gilt es also zu meiden.
Dabei muss man beachten, dass viele industrielle Fertigprodukte ebenfalls Gluten enthalten z.B. in Form von Weizenstärke. Hier kann das genaue Studieren der Zutatenliste helfen, manchmal aber ist nicht eindeutig zu erkennen, ob das Produkt wirklich glutenfrei ist.

Wer muss sich glutenfrei ernähren?
Personen mit diagnostizierter Zöliakie bzw. Sprue müssen sich ihr Leben lang glutenfrei ernähren. Die Zöliakie/Sprue ist „ist eine chronische Erkrankung der Dünndarmschleimhaut auf Grund einer Überempfindlichkeit gegen Bestandteile von Gluten, das in vielen Getreidesorten vorkommende Klebereiweiß. Die Unverträglichkeit bleibt lebenslang bestehen, sie ist zum Teil genetisch determiniert und kann derzeit nicht ursächlich behandelt werden.“ (Wikipedia).
Das Gluten löst bei Betroffenen im Darm eine Entzündung aus. Als Folge dieser Entzündung werden die Darmschleimhautzellen zerstört und Nährstoffe nicht mehr ausreichend aufgenommen. Die Symptome einer Zöliakie sind vielfältig und oft nicht leicht zuzuordnen. Typisch sind: Durchfall, Erbrechen, Blähungen, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Hautprobleme, Müdigkeit und Wachstumsstörungen (bei Kindern). Mit einem Bluttest und einer anschliessenden Biopsie der Darmschleimhaut diagnostiziert der Arzt die Zöliakie. Von Selbstversuchen bei Zöliakieverdacht ist dringend abzuraten. Die einzige Therapie der Zöliakie zur Zeit ist eine lebenslange glutenfreie Ernährung.

Quellen und interessante Links:

Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG), www. dzg-online.de

Nahrungsmittel-Intoleranz-Portal, www.nahrungsmittel-intoleranz.com

Übersicht: Selbstversuch glutenfrei: Woche 1, Woche 2, Woche 3, Woche 4, Abschlussbetrachtung, Weiterführende Links

3 Gedanken zu „Im Selbsttest: Glutenfreie Ernährung

  1. dolphin

    Nun, ich bin auch nicht direkt betroffen, muss aber aus anderen Gründen insgesamt Getreide reduzieren und stelle fest, das ich gar kein Brot brauche, also komme ich auch nicht auf die Idee es mit glutenfreien zu ersetzen.
    Da ich Milchprodukute nun wirklich nicht darf, kann ich davon auch nicht satt werden ;-).
    Ich essen pro Tag fast 1 kg Gemüse und ca 600 g Obst, dazu Hülsenfrüchte, wovon ich leider nur 3 Sorten vertrage, Soya, wovon ich auch vieles nicht vertrage, und tatäschlich Fleisch.
    Ich bekomme es einfach nicht hin, alles wegzulassen, also gibts Fleisch.
    Glutenhaltige Produkte spielen da ganz von alleine eine untergeordnete Rolle und es geht prima, schon lange….

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  2. Jens

    Bin selbst von Zöliakie betroffen und halte deinen Selbstversuch für eine gute Idee. Trotzdem ist es für einen Nichtbetroffenen natürlich schwer, die Tücken des glutenfreien Alltags komplett nachzuempfinden, da bei ungewollten Diätfehlern oder ungewollter Aufnahme von glutenhaltigen Nahrungsresten (bspw. bei Benutzung derselben Margarina im Haushalt durch betroffene und Nichtbetroffene) keine Symptome auftreten. Auch beim Essen im Restaurant ist nur schwer nachzuempfinden, ob das versprochene glutenfreie Mahl wirklich glutenfrei war (was ein Betroffener am nächsten Tag natürlich sofort merkt).
    Aber davon abgesehen Hut ab für diese Idee und viel Erfolg weiterhin beim glutenfreien Essen und Trinken!

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    1. futterblog Beitragsautor

      Hallo Jens,

      danke für Deinen Kommentar und den Zuspruch;-) Hundertprozent kann ich tatsächlich nicht nachvollziehen, ob und wann ich eventuell doch noch etwas gluten im Essen habe, weil mir mein Körper natürlich so keine Rückmeldung gibt. Aber ich freue mich auf jeden Hinweis „echter“ Betroffener, was die Tücken des Alltags betrifft.
      Gruss Naschbaer

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